ZUSAS Zentrum für USA-Studien an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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MZ        20. Juli 2012, Seite 16

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Transatlantische Sackgasse

Zentrum für USA-Studien: 15 Jahre nach der Gründung ist das einzige ostdeutsche Universitätsinstitut dieser Art in Gefahr.

von GÜNTER KOWA

Halle (Saale)/Wittenberg/MZ. 500 Jahre Thesenanschlag will Wittenberg 2017 feiern, und bis dahin ihr lutherisches Erbe neu ordnen, zum Beispiel mit dem Umzug der Bibliotheken und Archive ins Schloss. Bei so viel Umtrieb fällt in der Stadt das stille Erlöschen einer Bibliothek nicht weiter auf, deren 30 000 Bände und elektronische Medien die Reformation allenfalls am Rande berühren. Sie befindet sich in der Stiftung Leucorea, dem Wittenberger Universitätsstandort der Martin-Luther-Universität, und hat nach dem Bibliothekar auch noch die wissenschaftliche Hilfskraft eingespart, womit der geregelte Betrieb zum Erliegen gekommen ist.

Doch es handelt sich nur um ein Symptom für die Krise, die den eigentlichen Inhaber dieser Bibliothek betrifft. Und das ist das "Zentrum für USA-Studien", kurz Zusas, das 1995 nebst anderen Einrichtungen an der Leucorea gegründet wurde, um den abgestorbenen Wittenberger Zweig der halleschen Universität akademisch wiederzubeleben. Das galt auch noch 2006, als dieses und die anderen Zentren von der Leucorea nach Halle an die Universität übergingen - das Zusas ans Anglistische Institut - und die Leucorea die inhaltliche Vorbereitung des Reformationsjubiläums übernahm.

Schwerpunkt Lehrerfortbildung

Beides bewirkt jetzt paradoxerweise den drohenden Untergang des Zusas. Uni-Rektor Udo Sträter stellt die Finanzierung in Frage, Leucorea-Direktor Ernst-Joachim Waschke erklärt sich für nicht mehr zuständig: "Das muss man politisch diskutieren." Wohl wahr, denn das Zusas ist ein Ziehkind der Politik - und nicht der Standort- und Bildungspolitik allein. Was diese angeht, so erklärt sich ein Teil der Probleme mit dem Schwerpunkt des Zentrums auf die Lehrerfortbildung, im Gegensatz zum Forschungsauftrag von Instituten für "Amerikastudien", die in Nachkriegsjahren an den Universitäten von München, Berlin, Frankfurt und Heidelberg eingerichtet wurden. Zwar übernahm mit Hans-Jürgen Grabbe der Lehrstuhlinhaber für Amerika- und britische Studien die Leitung des Zusas, aber der Lehrbetrieb blieb außeruniversitär.

Politisch aber war das Zusas als transatlantischer Brückenschlag in die neuen Länder und nach Osteuropa konzipiert. Die treibenden Akteure standen beim Gründungsakt am Reformationstag 1995 alle vor dem längst nicht bezugsfertigen Gebäude der Leucorea zusammen: Wolfgang Böhmer (damals Vizepräsident der Leucorea), Uni-Rektor Gunnar Berg, Oberbürgermeister Eckhard Naumann, SPD-Ministerpräsident Reinhard Höppner und der damalige amerikanische Botschafter Charles E. Redman. Die ersten Gelder flossen zum einen aus Hochschulsonderprogrammen des Landes, zum anderen aus staatlichen Quellen der USA, die bis ins Jahr 2000 sogar die Personalkosten für mehrere "Fellows" trugen. Die amerikanische Botschaft vermittelte Schenkungen an die Bibliothek. Bis heute unterstützen amerikanische Gelder den Seminarbetrieb, ermöglichen Gastdozenten und bezuschussen das hauseigene "American Studies Journal".

Kein Wunder, dass es zum einen die amerikanischen Partner sind, die um die Früchte von 15 Jahren Aufbauarbeit fürchten. Von Schreiben des Botschafters an den Ministerpräsidenten ist die Rede. Teta Moehs, Konsulin für öffentliche Angelegenheiten am Generalkonsulat in Leipzig, erinnert daran, dass sich der Botschafter mehrfach öffentlich zur Unterstützung des Zusas bekannt hat. "Die transatlantische Zusammenarbeit ist im Interesse beider Seiten." Die Botschaft sei gewillt, sie fortzusetzen, möglicherweise auszubauen. "Wir sind gerne bereit, auch über Austauschprogramme und Stipendien zu diskutieren." Zum anderen ist es Direktor Grabbe, der im Rückblick auf 180 Seminare und Tagungen, 100 Gastdozenten, vier Sommerschulen, 115 Examensarbeiten, 54 Ausgaben des "Journals", 15 Bänden einer hauseigenen Schriftenreihe und zwei Millionen Euro eingeworbener Gelder das Zusas nicht kampflos preisgeben will. Er tritt im Oktober in den Ruhestand, und es beunruhigt ihn, dass die geplante Ausschreibung seiner Professur auf ein literatur- und kulturwissenschaftliches Bewerberprofil abhebt und das Zusas nicht einmal erwähnt. Das Land, sagt er, wird in der Lehrerbildung bald "über keine hinreichende Kompetenz in Geschichte und Politik der USA verfügen."

Uni-Rektor will Zentrum erhalten

Stattdessen soll die Professur entsprechend der Reformationsdekade zum "Landesforschungsschwerpunkt" passen, der "Aufklärung, Religion, Wissen" heißt. Ob dem theologischen Ansatz gewachsene Strukturen geopfert werden, wie Grabbe unkt, sei dahin gestellt: Die Leucorea jedenfalls hat die Mitarbeiterstelle des Zusas dem Projekt "Ernestinisches Wittenberg" zugeordnet. Sträter betont, er wolle das Zusas erhalten, aber "ich habe kein Reservoir an Stellen." Letztlich, sagt er, müsse das Land erklären, wie groß sein Interesse am Zusas ist; und darin ist er sich mit dem Gründungsdirektor einig. Der ist in seinen Wünschen sehr konkret: Die halbe Stelle in Halle und die Mitarbeiterstelle an der Bibliothek seien wieder einzurichten.

Was hierzulande geschieht, wird in den USA nicht unbemerkt bleiben. Die amerikanische Außenpolitik, meinen manche Beobachter, verlagert sich zunehmend auf den pazifischen Raum. Von dort kommt ein wachsender Teil ausländischer Studenten an amerikanischen Universitäten. Die Preisgabe des Zusas dürfte solche Tendenzen verstärken.

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